Bilder Werftstücke Skulpturen Texte Biografie Ausstellungen Impressum

 

- Helmut R Leppien (Hamburger Kunsthalle)
- Wittwulf Malik - Gedanken zu Dieter Nestlers Hafen-Bilderwelt / Sehen und Hören
- Arne Rautenberg - In Hafensphären (Gedanken zu den Arbeiten von Dieter Nestler)
- Jürgen Schneyder Zeit-Geist und Uhr-Sachen
- Dieter Nestler - Jalousiebilder
- Dieter Nestler - Wasserspiegelungen
- Dieter Nestler - Container-Bilder
- Dieter Nestler - Werftblöcke
- Dieter Nestler - Werftstücke
- Dieter Nestler - Kleine Weltreise oder der Hafen als „Ready Made“

 


Werftstücke
...

Im Sommer 1986 fand ich zwischen Köhlbrand und Tollerort ein Gelände, auf dem gebrauchte Container gelagert und repariert wurden. Dort entdeckte ich eine alte stillgelegte Halle, ehemals Teil einer kleinen Werft, in der früher Boote gebaut wurden, die aber jetzt nur noch als Lagerraum diente. Sie befand sich am Ende des Kohlenschiffhafens.

Im Kehricht der von Maschinen und Werkzeugen längst geräumten Halle und in den dunklen Rumpelecken fand ich Formteile, Konstruktionsschablonen, auch Mallen genannt, und Spantrisse, die beim Bootsbau benötigt wurden – teils intakt, teils als Bruchstücke, welche bereits für den Müll bestimmt waren.

Ich barg das Material aus Staub, Schutt und Schimmel, säuberte die Teile, flickte Auseinandergebrochenes wieder zusammen, ergänzte fehlende Elemente. Hinweise, Informationen, Markierungen wurden lesbar, eine Sprache aus Linien, Kürzeln, Zahlen und Worten wie Dollbord, Duchten, Sponung...Begriffe, die nur dem Eingeweihten verständlich sind.

Da ich nie einem vorgegebenen Plan folge, gebe ich dem Zufall Raum und lasse mich gern von seinen Mutwilligkeiten überraschen.

Es gibt eine Reihe von Objekten, in denen ich besonders behutsam mit dem gefundenen Material umgegangen bin. Dabei handelt es sich vorwiegend um Konstruktionsanweisungen für den Bootsbau, die ich aus dem Nachlassmüll der Werft geborgen hatte. Um die „Sprache“ der Anweisungen nicht zu stören, das lebendige Spiel von Linien, Zahlen und Beschriftungen in ihrer eigenwilligen Ästhetik zu erhalten, präsentiere ich sie mit nur geringfügigen Eingriffen so, dass sie als eine Art Spurensicherung von Arbeit im Hafenbereich angesehen werden können. Diese Spuren aus der Arbeitswelt des traditionellen Bootsbaus wären ohne meinen Zugriff verwischt. Hätte mich nicht mein Interesse, neue Aspekte für mein langjähriges künstlerisches Arbeitsprogramm NESTRANS CONTAINER ART zu erschließen, an diesen Ort geführt, so gäbe es keine handfesten Zeugnisse mehr von dieser häufig im Sturm gefluteten und nun untergegangenen Welt.

Ich war Jörgen Bracker, der damalige Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte, dankbar, dass er mir die Möglichkeit gab, meine Bilder und Objekte in seinem Museum zu zeigen, und zwar im Innenraum wie auch im neu überkuppelten und damit vor Regen geschützten Innenhof.

Dieter Nestler